

Wenn Fußball-Trainer und Schiedsrichter zusammenkommen, um zu diskutieren und sich über den Umgang miteinander auszutauschen, können beide Seiten nur gewinnen. Das zeigt der Besuch von vier Coaches aus dem Kreis Soest beim monatlichen Schulungsabend der Unparteiischen im Mai.
„Die Frustrationsgrenze ist nicht mehr so hoch, die Stimmung wird immer aggressiver“, bei vielen Schiedsrichtern sorgte die Feststellung von Christoph Linstaedt für Kopfnicken, die meisten teilen diese Beobachtung. Linstaedt trainiert noch bis zum Saisonende die erste Mannschaft von Rot-Weiß Westönnen, ehe er zur kommenden Saison die Fußballer der TuS Wickede übernehmen wird.
Er war einer von vier Trainern, die der Einladung des Kreis-Schiedsrichter-Ausschusses um den Vorsitzenden Marcel Voß zum monatlichen Schulungsabend der Unparteiischen im Mai gefolgt sind. Neben ihm nahmen noch Dustin Hamel (SV Westfalia Soest), Mike Tyrala (BV Bad Sassendorf) und Eren Temiz (TuS Bremen) am durchaus regen Austausch in der Gaststätte Hagen in Westönnen teil.
In einer interessanten Diskussion ging es um verschiedene Aspekte im Verhältnis zwischen Trainern und Referees. Dabei wurde in vielen Themen auch auf einen Perspektivwechsel gesetzt. So äußerte Dustin Hamel, dass es ein „beschissenes Gefühl“ sei, an der „Leine“ des pfeifenden Schiedsrichters zu hängen: „Es gibt durchaus Situationen, in denen ich eine gelbe Karte in Kauf nehme, um wenigstens kurzzeitig mit dem Hauptschiedsrichter sprechen zu können.“
Hamel warb für einen Umgang auf Augenhöhe – und auch die Schiris signalisierten ihr Interesse daran. Westfalenliga-Schiedsrichter Christian Lange unterstrich dennoch, dass die Trainer vor allem in der Westfalen- oder Oberliga direkt hochfahren würden, wenn es zum Austausch mit den Assistenten käme. Deshalb sei der Ansatz vieler Unparteiischer, in der Kommunikation mit den Trainern sehr autoritär zu agieren.
Auf Voß´ Frage, was die Trainer sich davon erhofften, den Schiedsrichter in den Medien für eine Niederlage verantwortlich zu machen, antwortete Hamel: „Das ist die einfachste Möglichkeit, an einem schlechten Tag den Druck von den Schultern meiner Jungs zu nehmen.“ Die Aussage stieß bei den Schiedsrichtern nicht gerade auf Begeisterung. Einer kommentierte: „Dir muss aber klar sein, dass auch uns Schiedsrichter diese Kritik beschäftigt. Man nimmt das dann häufig mit in die neue Woche, manchmal sogar bis ins nächste Spiel.“
Dass es eine Menge zu besprechen und für beide Seiten viel zu lernen gab, zeigt die Tatsache, dass alle vier Trainer noch gut eine Stunde nach dem Ende des offiziellen Teils blieben, um in Kleingruppen weiter zu debattieren – beispielsweise das Schiri-interne Bewertungssystem oder die Analyse konkreter Szenen der vergangenen Wochen.
Aus Sicht von Marcel Voß war der Abend ein voller Erfolg: „Wir haben viele Themen besprochen und damit gegenseitiges Verständnis geschaffen. Das ist das Wichtigste. Wir Schiedsrichter müssen die Situation der Mannschaften verstehen, die Spieler und Trainer müssen uns aber ebenso als Teil der Fußballfamilie akzeptieren und entsprechend behandeln.“ Er betont außerdem: „Für dieses Treffen gab es keinen akuten Anlass. Es ist nicht so, dass wir im Kreis Soest ein Problem mit den Trainern haben – im Gegenteil. Gerade deshalb konnten wir hier so harmonisch miteinander diskutieren. Es ist schön zu sehen, dass wir uns in vielen Dingen sofort einig waren.“
